Politischer Austausch zur Zukunft der Tagesbildungsstätten
Veröffentlicht am: 15.05.2025
Auf Einladung der drei emsländischen Träger der Behindertenhilfe – Vitus Meppen, Christophorus-Werk Lingen und St. Lukas Leben erleben Papenburg – sowie des Landkreises Emsland fand am 9. Mai ein politischer Austausch zur Weiterentwicklung der Tagesbildungsstätten in Niedersachsen statt.
Zu Gast waren Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne), die Landtagsabgeordneten Nicolas Breer (Grüne), Hartmut Moorkamp (CDU), Christian Fühner (CDU) und Lara Evers (CDU) sowie weitere Entscheidungsträgerinnen und -träger.

Im politischen Austausch v.l.n.r. Michael Korden (Vitus Geschäftsführer), Martina Melle (Leitung Jakob-Muth-Schule), Stefan Kerk (Geschäftsführer Christophorus-Werk), MdL Lara Evers (CDU), erster Kreisrat Martin Gerenkamp (Landkreis Emsland); MdL Christian Fühner (CDU), Niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne), Heinz-Bernd Mäsker (Geschäftsführer St. Lukas Leben erleben), Frank Surmann (Geschäftsführer Christophorus-Werk), MdL Nicolas Breer (Grüne). (Bildquelle Anke Stevens Vitus)
Tagesbildungsstätten im Wandel
Im Zentrum des Treffens stand die geplante schrittweise und bedarfsorientierte Umwandlung der Tagesbildungsstätten in Förderschulen mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung (GE). Martina Melle, Schulleiterin der Jakob-Muth-Schule in Meppen, stellte die Arbeit ihrer Schule vor: Rund 200 Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichsten Unterstützungsbedarfen werden dort aktuell gefördert – von Kindern mit schwerer Mehrfachbehinderung bis hin zu Jugendlichen aus dem Autismus-Spektrum.
„Unsere Schülerschaft ist sehr heterogen“, betonte Melle. Gerade der Anstieg an Autismus-Diagnosen erfordere individuelle Förderung, spezialisierte Lernmaterialien und geeignete Rückzugsräume – verbunden mit einem erhöhten Bedarf an personellen und baulichen Ressourcen.
Expertise sichern, Qualität erhalten
Erster Kreisrat Martin Gerenkamp erinnerte an die Pionierrolle der Tagesbildungsstätten: „Vor 50 Jahren haben sie als erste Kinder mit Behinderungen aufgenommen – sie sind Wegbereiter inklusiver Bildungsarbeit.“ Diese gewachsene Expertise müsse erhalten bleiben. Eine Umstrukturierung sei daher nur in enger Zusammenarbeit mit den bestehenden Trägern denkbar – um Qualität und Kontinuität zu gewährleisten.
Gleichzeitig wies Gerenkamp darauf hin, dass es bei zentralen Fragen, etwa zur Finanzierung und Personalstruktur, noch keine abschließenden Antworten gebe. Auch Michael Korden, Geschäftsführer von Vitus, betonte die Notwendigkeit, das vorhandene pädagogische Personal mit seinen multiprofessionellen Kompetenzen dauerhaft zu sichern.

Schulleiterin Martina Melle (vorne) zeigt dem politischen Besuch den Lehrplan. (Bildquelle Anke Stevens Vitus)
„Mutig denken“ – Ministerin setzt auf Gründlichkeit
Kultusministerin Hamburg plädierte für einen überlegten Prozess ohne Zeitdruck: „Wir sollten mutig denken – aber nichts übers Knie brechen.“ Hinsichtlich der Finanzierung schlug sie ein Modell mit zwei Säulen vor: Landes-Finanzhilfe und Eingliederungshilfe in Kombination mit Schulrestkosten des Landkreises.
Mit Blick auf das Personal äußerte sie Verständnis für die Sorgen der Träger: Auch Mitarbeitende ohne formale Lehramtsausbildung könnten weiterhin als pädagogische Fachkräfte im Unterricht wertvolle Arbeit leisten. Hamburg sagte zu, den Planungsgruppen weiterhin beratend zur Seite zu stehen und Handlungssicherheit zu geben.
Der Fokus bleibt auf den Kindern
Zum Abschluss richteten die Geschäftsführer der drei Träger sowie Martin Gerenkamp einen klaren Appell an alle Beteiligten: „Wir dürfen die Kinder mit Behinderung nicht aus dem Blick verlieren. Es geht um sie – und darum, ihnen die bestmögliche Förderung und Teilhabe zu ermöglichen.“