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Die Schleifenwerkstatt

Schleifen fliegen von einem Arbeitsplatz zum anderen, Nähmaschinen rattern, Buttons werden ausgestanzt. Wir befinden uns in einer der 34 Produktionsgruppen der Werkstatt für Menschen mit Behinderung des Christophorus-Werkes in Lingen – die Schleifenwerkstatt. Rund 30 Beschäftigte arbeiten hier mit zwei Gruppenleitern. Sie produzieren Schleifen für verschiedene Anlässe: Reit- und Turniersport, Siegerschleifen für Tierausstellungen oder auch für private Anlässe wie Kindergeburtstage oder Taufen. Rund 100.000 Schleifen werden jährlich an Kunden in ganz Europa ausgeliefert.

Zwei Menschen vor einer großer Wand voll mit Schleifen.
In liebevoller Handarbeit werden täglich unzählige Schleifen hergestellt. Mit Freude und Sorgfalt packen auch Michael und Mina mit an.

 

Schleifen, so einzigartig wie die Kunden

Die Schleifenwerkstatt – der Name ist Programm. Für Ausstellungen, Turniere oder für private Anlässe fertigt das Team, bestehend aus 30 Beschäftigten mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen und ihren Gruppenleitern, Schleifen an. Die Farbauswahl ist groß. Im dazugehörigen Online-Shop (www.schleifenwerkstatt.de) können Kunden ihr Produkt individualisieren, die Anzahl der Rosetten, Bänder und deren Farben sowie Bandaufdruck und Motiv für den Button frei wählen – ganz nach Ihren Vorstellungen. Jede Schleife wird so zu einem Unikat. Über 320 Kombination sind theoretisch möglich.

„Der Grad der Individualisierung und unser Qualitätsanspruch überzeugt unsere Kunden“, erzählt Georg Wingerath, Abteilungsleiter im Produktionsbereich der Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Stolz berichtet er, dass die Schleifenwerkstatt seit Jahren schwarze Zahlen schreibt. „Ob wir Marktführer sind, ist schwer zu sagen. Das haben wir noch nie nachverfolgt, aber viele Mitbewerber haben wir in der Tat nicht.“ Die Einhaltung der Liefertermine, der hohe Qualitätsanspruch und ein hohes Maß an Flexibilität der Gruppe bei spontanen kurzzeitigen Bestellungen grenzt die Lingener Schleifenwerkstatt klar von den Mitbewerbern ab. Auch innerhalb der WfbM-Landschaft ist die Schleifenwerkstatt als Gruppe, in dieser Art und Weise zu Arbeiten, einzigartig.

Eine Frau zeigt auf unterschiedliche Schleifen, die an einer Wand befestigt sind.
„Von 3cm bis hin zu 10cm Durchmesser – die Kundenwünsche gehen weit auseinander. Oftmals erhalten die kleinsten Tiere die größten Schleifen“, erklärt Marianne Terhorst und schmunzelt. Auch die Buttons können individuell gestaltet werden, sei es mit dem eigenen Logo oder Foto des Tieres – nur eine JPG-Datei benötigt das Team

 

Von Anfang bis Ende

Die Besonderheit für die Mitarbeitenden in der Schleifenwerkstatt ist die Produktionskette. „Bei uns können die Beschäftigten die Produktion von Anfang bis Ende mitverfolgen und aktiv mitgestalten“, erklärt Marianne Terhorst, Gruppenleitung der Näherei der Schleifenwerkstatt und berichtet, dass ein solcher Produktionszyklus bis zum Endprodukt ein Abgrenzungsmerkmal zu vielen anderen WfbM-Gruppen ist, in denen Beschäftigten lediglich einen Zwischenschritt in der Produktionskette miterleben, aber nie das finale Produkt sehen. „Vom Auftragseingang, Zusammenstellung der Materialien, dem Produktionsprozess bis hin zur Verpackung des Endproduktes für den Transport – all das passiert bei uns in der Gruppe. Wir haben verschiedene Aufgabengebiete, sowohl leichte Tätigkeiten wie das Ausstanzen der Buttons bis hin zu den Näharbeiten an Gewerbenähmaschinen. Vor allem Letzteres erfordert einiges an Übung und Wissen“, erklärt Andreas Hörmann, er war 27 Jahre Gruppenleiter in der Schleifenwerkstatt. Viele Beschäftigte hat er begleitet, zahlreiche Erinnerungen aus der Zeit sind hängen geblieben: „Wir haben damals einen Auftrag für eine Ausstellung der Deutschen Edelkatze in Dubai erhalten. Einen Abzug der Fernsehübertragung hat uns der Fernsehsender damals netterweise zukommen lassen. Wir haben ein Gruppenevent daraus gemacht und die Reportage gemeinsam geschaut. Natürlich fieberten alle auf die Siegerehrung mit unseren Schleifen hin. Ich werde nie vergessen, wie stolz das Team war, als sie ihre Schleifen im Fernsehen gesehen haben“, berichtet der ehemalige Gruppenleiter berührt.

 

Die Qualität muss stimmen

Doch egal an welcher Station sich eine Schleife im Produktionsprozess befindet. Bei allen Beschäftigten spielt Qualität die oberste Rolle. Gegenseitige Kontrolle und Feedback wird hier gelebt. „Wir sitzen nah beieinander und können sehen, was der Nachbar macht“, berichtet Marianne Terhorst. „Wenn etwas nicht stimmt, zum Beispiel der Button etwas schief sitzt oder schlecht ausgestanzt worden ist, dann erkennen unsere Beschäftigten das Problem, sprechen dies an und lösen es gemeinsam.“ Alle wollen ein gutes Produkt ausliefern.

Diesen hohen Qualitätsanspruch schätzen auch die Kunden. Der Großteil unserer Schleifen wird an Tieren befestigt. Hier ist natürlicherweise Bewegung im Spiel. Das Produkt darf weder die Tiere gefährden, noch durch Bewegung kaputt gehen“, erklärt die Gruppenleiterin.

Vor allem über Großaufträge freut sich das Team. Aufträge von 500 bis 1000 Stück sind keine Seltenheit, auch Bestellungen für bis zu 1600 Schleifen waren schon dabei. „An solchen Tagen geht hier richtig die Post ab“ berichtet die Gruppenleiterin. „Dann fliegen die Schleifen im wahrsten Sinne des Wortes von einem Platz zum anderen.“ Bei Aufträgen von Stammkunden muss die Gruppenleiterin kaum mehr anleiten. Dann sitzt jeder Handgriff. 

Eine Frau sitzt an einer Nähmaschine. Sie näht aus unterschiedlich farbigen Bändern Schleifen.

Monika kennt ihre Nähmaschine sehr gut. Seit 31 Jahren ist sie Näherin in der Schleifenwerkstatt. Ihr gefällt besonders die Vielfalt der Schleifen. ©Sandra Konold

 

Urgestein in der Werkstatt – trotzdem Zukunftsfähig?

Das Projekt Schleifenwerkstatt ist zwar nicht neu, aber dafür einzigartig in der Eingliederungshilfe. Die Anfänge der Schleifenproduktion gehen bis in die frühen 80er-Jahre zurück. Viele Beschäftigte sind schon Jahre bis Jahrzehnte in der Gruppe. „Wir leben hier nicht nur berufliche Teilhabe, auch die Teilhabe am sozialen Leben spielt bei uns eine große Rolle. Für manche ist das Team wie eine zweite Familie“, so Marianne Terhorst. 

Doch auch die Schleifenwerkstatt spürt die Veränderungen in der WfbM-Landschaft. Der Fachdienst „Arbeit nach Maß“, der im Christophorus-Werk Lingen für die berufliche Integration zuständig ist, verfolgt immer erfolgreicher das Ziel, die Quote der Außenarbeitsplätze zu erhöhen. „Das ist gut und richtig“, betont Georg Wingerath. „Doch wir müssen auch ehrlich mit uns sein und zugeben, dass uns diese stärkeren Arbeitskräfte in der Schleifenwerkstatt und auch in anderen Gruppen im Werkstattbereich fehlen, aber genau hier sehen wir unseren Auftrag die Herausforderung anzunehmen, gute Entwicklungs- und Bildungsangebote für unsere Beschäftigten zu bieten und gleichzeitig qualitative Schleifen zu produzieren.“ Doch die Verantwortlichen blicken positiv in die Zukunft. Aufgrund der hohen Wirtschaftlichkeit des Produktes, der Qualität und hohen Anforderungen wird jedem Beschäftigten in der Schleifenwerkstatt ein entsprechendes Entgelt bezahlt, was neben den sozialen Aspekten sicherlich zur Lebensqualität beiträgt und am Ende auch Anreiz für Nachwuchskräfte innerhalb der WfbM sein kann.

Aber bis dahin fliegen weiterhin tausende Schleifen durch die Luft und die Nähmaschinen rattern in ihrem Takt.

 

 

 


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