Erst Praktikant, jetzt Geselle
Der klassische Bildungsweg „Schule – Ausbildung – Arbeit“ lässt inzwischen einige Variationen und Abzweigungen zu. „Und das ist gut so“, findet Daniel Weniger, ein junger Mann im Emsland mit Autismus-Spektrum-Störung. „Jeder Mensch ist anders, lernt anders und braucht unterschiedliche Unterstützung. Doch wenn man am Ende sein Ziel erreicht und glücklich ist, in dem was man macht und wo man es macht, dann ist doch alles gut“, findet der gebürtige Grevener, der nun als Geselle bei emsmetall GmbH & Co. KG in Emsbüren fest angestellt ist.
Spezialisiert auf Auszubildende mit besonderen Qualifikationen
Daniel Weniger hat seine Ausbildung als Fachpraktiker für Metallbau beim Berufsbildungswerk (BBW) absolviert. Das BBW Lingen gehört zum Christophorus-Werk Lingen und hat sich auf die berufliche Ersteingliederung junger Menschen mit Lernbeeinträchtigungen, psychischen oder sozialen Beeinträchtigungen (z. B. Autismus-Spektrum-Störung oder ADHS) spezialisiert. Daniel ist einer von 350 jungen Menschen in der Berufsvorbereitung oder beruflichen Erstausbildung. Mehr als 30 unterschiedliche Ausbildungsberufe können sie hier erlernen. Ihm hat besonders die Flexibilität an der Ausbildung im BBW gefallen. „Hier wird geschaut, was kann ich, was will ich und wie erreiche ich mein Ziel?“, beschreibt Daniel Weniger die Herangehensweise. Durch eine kontinuierliche Reflektion der eigenen Situation kann die Ausbildung situationsbedingt flexibel gestaltet werden.
Die verzahnte Ausbildung – Praxis im Betrieb
„Mein Ausbilder hat erkannt, dass ich selbstständig genug bin und eine verzahnte Ausbildung im Betrieb machen kann“, erklärt Daniel Weniger. „Das heißt, ich habe meinen praktischen Anteil nicht nur in den Werkstätten im BBW gemacht, sondern bei einem Betrieb in der freien Wirtschaft.“ Daniel Weniger hat seine Praxisphasen bei der Firma emsmetall absolviert. Das Metallbauunternehmen in Emsbüren arbeitet seit dem Jahr 2019 eng mit dem Christophorus-Werk zusammen. Bereits sechzehn Auszubildende aus dem Bereich Metall waren hier für ein Praktikum oder eine verzahnte Ausbildung beschäftigt, mit Daniel wurde nun der zweite Absolvent aus dem BBW Lingen bei emsmetall fest angestellt. „Mein Praktikum wurde immer wieder verlängert, bis ich schließlich meine theoretische Prüfung absolviert habe“, so Daniel Weniger. „Alles war sehr flexibel. Der Druck war nicht zu groß. Gerade das hat mir sehr gefallen.“ Die praktische Prüfung im Jahr 2022 hat Daniel mit Bravour bestanden – 93 Prozent, Note sehr gut! Für Markus Greskamp, Geschäftsführer der Firma emsmetall stand fest, wenn Daniel Weniger seine praktische Prüfung besteht, wird er direkt übernommen. Gesagt getan: „Mein Wunsch ist erfüllt worden. Ich wurde fest übernommen, ohne Bewerbungen schreiben zu müssen. Nach meiner Abschlussprüfung hatte ich noch ein Gespräch bei emsmetall und da war der Arbeitsvertrag schon unterschrieben,“ beschreibt Daniel Weniger seinen beruflichen Werdegang.
Arbeit nach Maß als fester Ansprechpartner für alle Beteiligten
Der Fachdienst Arbeit nach Maß des Christophorus-Werkes bildet die Brücke zwischen der Arbeitswelt und den unterschiedlichen Bereichen des Sozialunternehmens, zu der auch die berufliche Ausbildung im BBW gehört. Markus Greskamp, Geschäftsführer der Firma emsmetall erklärt: „Wir sind froh, dass wir 2019 den Weg der betrieblichen Inklusion, mit Arbeit nach Maß als festen Ansprechpartner, eingeschlagen haben. Es ist eine sehr konstruktive und fruchtbare Zusammenarbeit, in der sich Arbeit nach Maß um die Belange der Auszubildenden, der Eltern und des Unternehmens kümmert.“ Der Fachdienst unterstützt bei Fragen wie: Wie komme ich ohne Führerschein zur Arbeit? Wo werde ich wohnen? Was muss ich im Betrieb anziehen? Was müssen wir als Unternehmen bereitstellen? Was sollten meine Mitarbeitenden im Umgang mit einer Person mit einer Beeinträchtigung wissen?
„In Vorbereitung auf den beruflichen Arbeitsalltag merkt man, dass eine frühzeitige Klärung dieser Punkte die nötige Sicherheit gibt, um am Ende der Ausbildung auch erfolgreich am Arbeitsleben teilhaben zu können“, so Markus Greskamp. „Plätze für eine betriebliche Inklusion finden sich in jedem Unternehmen“, ist sich der Geschäftsführer von emsmetall sicher. „Arbeit nach Maß unterstützt dabei in allen Bereichen der Organisation.“
Routineaufgaben geben Sicherheit
Am liebsten arbeitet Daniel an den Vorbaugruppen oder beim Flammrichten. „Da bin ich in meinem Bereich, habe meine eigenen Routinen, weiß wie lange die Arbeiten dauern. Das mag ich.“ Darüber hinaus arbeitet der Fachpraktiker für Metallbau an der Drehbank, bei der Montagevorbereitung für die Ausleger oder schneidet verschiedene Gewinde in Metallbauteile inklusive Bohrung der Löcher. Er ist glücklich, dass er als gelernter Bürokaufmann vor sechs Jahren ins Handwerk wechselte. Es macht Spaß und der Job ist sicher. Diesen Entschluss hat er nicht bereut. Gebürtig aus Greven, fühlt sich der junge Mann in Emsbüren inzwischen sehr wohl: „Das, was ich in meiner Ausbildung gelernt habe, kann ich in meinem Job alles gebrauchen und sogar weiterentwickeln.“ Auch von seinen Kollegen bekommt er viel Unterstützung: „Ahmet und Christian in der Produktion oder Thomas und Hendrik in der Technik sind da, wenn ich mal eine Frage habe. Dann helfen sie mir. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Inklusion vorantreiben
„Als Unternehmen müssen wir den einzelnen Menschen sehen, seine Fähigkeiten und unterschiedlichen Hintergründe wahrnehmen und geeignete Arbeitsbedingungen schaffen“, beschreibt Markus Greskamp sein Ziel in der betrieblichen Inklusion. „Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.“ In der Tat hat Daniel Weniger einen Job gefunden, der zu ihm passt, mit einem Arbeitgeber, der ihn so respektiert, wie er ist. Das Unternehmen emsmetall kann auf der anderen Seite in Zeiten des Fachkräftemangels einen gut ausgebildeten Facharbeiter übernehmen und das gesamte Team kann seine Sozialkompetenz um wertvolle Erkenntnisse erweitern. Das Metallbauunternehmen ist sich sicher: Die Kooperation mit Arbeit nach Maß ist wertvoll für alle Beteiligten. „Wir werden unsere Bemühungen in Sachen betriebliche Inklusion weiter forcieren“, so der Geschäftsführer Markus Greskamp und plädiert, dass sich noch viele weitere Unternehmen diesem Ziel verschreiben sollten. „Inklusion treibt uns voran.“