Geschichte von LinaS
1986
In der Wohnanlage Darme des Christophorus-Werkes Lingen machen drei Zivildienstleistende den fußballverrückten Bewohnern ein Angebot: ein regelmäßiges Training. Die Begeisterung weckt den Wunsch, einmal in einem „richtigen Verein“ Fußball zu spielen. Die Zivis „gründen“ einfach einen: den WA Darme 86 – die Mannschaft bestand viele Jahre und einige Mitspieler schafften die Teilnahme zur Deutschen Meisterschaft in Duisburg.
1998
Engagierte Eltern suchen in der Region Lingen nach geeigneten öffentlichen Sport- und Freizeitangeboten für ihre Kinder mit Behinderung. Nicht immer mit dem gewünschten Erfolg: Den Vereinen fehlt es an fachlichem Know-how und Erfahrungen. Vereinzelte Angebote, vorwiegend durch kirchliches Engagement initiiert, decken bei Weitem nicht den Bedarf – es entstehen eine Elterninitiative und daraus der „Arbeitskreis Mittendrin“.
2002-2004
Forschungsprojekt von Frank Eichholt
Im Rahmen des praxisorientierten Forschungsprojektes „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ erarbeite Frank Eichholt, Mitarbeiter im Christophorus-Werk, und dessen Kommilitone Volker Stock für ihr sozialpädagogisches Diplom einen ressourcenorientierten Ansatz zur Integration junger Menschen mit Behinderung in Vereine und Verbände. Das Sportorientierte Integrationsmodell (SIM) entsteht. Im Berufsbildungswerk des Christophorus-Werkes wird es erfolgreich in die Tat umgesetzt. Die Facharbeit wird von der Hochschule Enschede für den „Saxion – Hochschulpreis“ in den Niederlanden vorgeschlagen.
April 2005
Entstehung "Team Mittendrin" beim TuS Lingen
Die Anfrage der Eltern von Mittendrin nach einem integrativen Angebot im Bereich Fußball erreichen den TuS Lingen und Frank Eichholt. Ein erstes Gespräch ergibt: Wir probieren es aus! Das Schnuppertraining kommt gut an und so entsteht das erste inklusive Sportangebot in einem öffentlichen Verein in Lingen: das Team „Mittendrin“. Und es spricht sich herum: Nach wenigen Wochen werden bereits bis zu 37 Menschen mit und ohne Behinderung von 8 Trainerinnen und Trainern betreut und gefördert. Dieser Enthusiasmus gibt Anlass, nach weiteren Möglichkeiten für den organisierten Sport zu suchen.
2007
Gründung des Fußballteams "Lucky Löwen"
Der Bedarf an Sport- und Freizeitmöglichkeiten steigt weiter und so gründet auch Olympia Laxten eine Fußballmannschaft: das heutige Team „Lucky Löwen“.
2008
Das Christophorus-Werk beauftragt Frank Eichholt mit der Projektentwicklung zur Integration und Inklusion von Menschen mit Behinderung in öffentliche Vereine und Verbände. Die Geschäftsführer Georg Kruse und Stefan Kerk unterstützten von Beginn an. Insbesondere Georg Kruse hat durch seine Visionen und das Vertrauen in das Konzept, maßgeblich zum Erfolg von LinaS beigetragen. Zusammen mit Volker Stock stellt er bei einem ersten Sondierungsgespräch mit Lingener Vereinen, der Stadt Lingen, dem Behindertensportverbandes Niedersachsen, dem Arbeitskreis Mittendrin und weiteren Interessierte die Idee zur Umsetzung von Inklusion im und durch Sport vor. Durch einen Wettbewerb an Lingener Schulen und Einrichtungen entstehen Logo und Namen von LinaS, was für „Lingen integriert natürlich alle Sportler“ steht. Zwei Menschen auf Augenhöhe, die sich stilistisch ein „High Five“ geben, stehen nun gemeinsam für die Idee des selbstverständlichen Miteinanders von Menschen mit und ohne Behinderung.
2010
LinaS geht an den Start mit Förderung der Aktion Mensch
LinaS geht als mustergültiges, von der Aktion Mensch gefördertes Pilotprojekt des Christophorus-Werkes im Altkreis Lingen an den Start. Die Stadt Lingen, der Behindertensportverband Niedersachsen (BSN), der Deutsche Behindertensportverband (DBS) mit der gleichnamigen Sportakademie und viele Unternehmen der Region unterstützen LinaS von Anfang an. Auch engagieren sich die Lingener Bürgerstiftung sowie viele Ehrenamtliche und Eltern.
2011
LinaS wird in die Inklusive Landkarte des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung aufgenommen und erfüllte alle geforderten Kriterien des Expertengremiums. Eine besondere Wertschätzung und Ansporn, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und andere zu ähnlichen Initiativen zu ermutigen.
2012
Die Leitung von LinaS vertritt den Landesverband freie Wohlfahrtspflege und ist nun berufenes Mitglied im Fachausschuss Inklusion des Landesportbundes Niedersachsen und dem Behindertensportverband Niedersachsen. Gegenüber dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vertritt sie beratend die Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke (BAG BBW). Andere Regionen nehmen sich ein Beispiel an LinaS und führen in den Folgejahren ähnliche Projekte durch: Unter anderem in Braunschweig, Dinklage, Reutlingen und Bamberg.
2012
LinaS ist auch im musisch-kulturellen Bereich aktiv. Die inklusive Rockband „Shit Happens“ tritt seit 2012 regelmäßig öffentlich auf. Highlights waren die inklusiven Konzerte unter dem Dach von „Rock das Leben“. Als besondere Anerkennung spielte die inklusive Lingener Rockband „Shit Happens“ beim Jahresempfang der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Verena Bentele, 2014 in Berlin. Besonderer Gast: Bundeskanzlerin Angela Merkel.
2013
Förderung durch die Aktion Mensch abgeschlossen + Benefiz-Gala
Die dreijährige Förderung durch die Aktion Mensch läuft aus und das Projekt kann mit großem Erfolg beendet werden. Hunderte Sportlerinnen und Sportler fanden den Weg in die über 42 Sportvereine und Initiativen in 27 verschiedenen Sportarten. Sport wurde ein wählbarer Bestandteil für Menschen mit Behinderung. Das erfolgreiche Projekt wird auf einer Benefiz-Gala mit über 500 Gästen gefeiert. Die Ansprachen der offiziellen Vertreterinnen und Vertretern aus Politik und Sport laufen inhaltlich auf eines hinaus: Das Projekt LinaS soll fortbestehen und ausgeweitet werden.
1. September 2013
Startschuss für InduS
Der Kreissportbund Emsland (KSB) möchte das erfolgreiche Konzept von LinaS auf den ganzen Landkreis übertragen. Mit Unterstützung von Frank Eichholt wird das Konzept an den Landkreis Emsland angepasst und InduS (Inklusion durch Sport) geht an den Start.
2014
Einladung von Bundespräsident Gauck zum Tag der Deutschen Einheit in Hannover
Eine Delegation aus Sportlern, Fachübungsleitern und Funktionsträgern aus den angeschlossenen Vereinen nimmt die Einladung vom Bundespräsidenten zum Tag der Deutschen Einheit an und reist nach Hannover. Eine besondere Auszeichnung.
2015
Fachtagung des DOSB in Lingen
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) verlegt seine Fachtagung "Inklusion im Sport" 2015 statt nach Frankfurt, Berlin oder München, nach Lingen, um sich vor Ort ein Bild von den Entwicklungen der Initiative zu machen.
2015
Festkonzert zum 50. Geburtstag des Christophorus-Werkes
Das Christophorus-Werk feiert runden Geburtstag mit der gesamten Stadt: Auf dem Lingener Marktplatz organisieren Frank Eichholt und Stefan Höge die bisher größte Ausgabe der Konzertreihe "Rock das Leben" - ein Konzert von und mit Musikern mit und ohne Behinderungen. 3.500 Gäste feiern auf der kostenlosen Open-Air-Veranstaltung gemiensam in der Innenstadt mit "Shit Happens" und weiteren Bands bis in die Nacht hinein.
2017-2020
Gemeinsam mit dem Deutschen Behindertensportverband wird das Konzept von LinaS auf 10 Modellregionen in der ganzen Bundesrepublik erfolgreich übertragen. Unter dem Projektnamen MIA – „Mehr Inklusion für Alle“ wird LinaS konzeptionell mit dem „Index für Inklusion“ verbunden und konkret in die Praxis umgesetzt.
2023
LinaS entwickelt sich
Im Laufe der Jahre hat sich die Aktivität von LinaS über den Sport hinaus erweitert. Inzwischen setzt sich die Initiative dafür ein, Angebote für Menschen mit Behinderungen auch in Bereichen wie Kultur und Freizeit zu ermöglichen. Nach dem Motto "Barrieren überwinden. Menschen verbinden." schafft LinaS eine inklusive Gemeinschaft, in die sich alle Menschen aktiv einbringen können.